Poetische Retrospektive
Seit mehr als zwei Jahrzehnten veröffentlicht Andreas Altmann Gedichte – Grund genug für eine poetische Retrospektive, für einen konzentrierten Blick auf die Arbeit des 1963 geborenen Dichters, der stets seinem Genre treu blieb. Kontinuität auf hohem Niveau wurde ihm oft schon bescheinigt, diese Sammlung veranschaulicht dies in der Rückblende der Jahre.
Dieser Band ist mehr als eine Auswahl, mehr als ein Best-Of dessen, was Andreas Altmann bisher geschrieben hat. Es ist das Angebot einer Sichtweise, im doppelten Sinn eine Art der Betrachtung. Denn der Autor hat seine Gedichte gruppiert und ermöglicht so einen thematischen Zugang jenseits der Chronologie. Die Gedichte erzählen kapitelweise »Geschichten«, sie handeln von »Dörfern« oder von »Räumen« und sie sprechen über »Liebe« und »Tod«. So bietet diese Sammlung nicht nur Altmann-Kennern einen neuen Blick, sondern ist zugleich Einladung an all jene, die diesen Magier des Wortes entdecken möchten.
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Andreas Altmann liest auf der Preisverleihung (Sächsischer Literaturpreis, Hainichen 16. November 2012) Gedichte aus seinem Sammelband Art der Betrachtung.
Stimmen zum Buch
»Die magische Schönheit dieses Gedichtes [Schneefarben. In: Art der Betrachtung, Anm. d. Red.] verdankt sich der Intensität der Bilder. Altmann knüpft Bezüge und lockert sie sofort. Die Gedanken geraten ins Schwingen, Klang und Rhythmus, die sinnlichen Aspekte der Sprache, kommen zu ihrem Recht.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Marie Luise Knott)
»Andreas Altmann lotet die Sprache mit großer Intensität und Kosequenz aus ... Seine Gedichte haben einen schwingenden, strömenden Rhythmus, eine Magie, die aus wahrnehmungswacher Kontemplation und verdichteter Sprache hervorgeht.«
Nürnberger Nachrichten (Helmut Haberkamm)
»Andreas Altmann ist der Zauberer unter den Poeten ... Der Rhythmus seiner Texte erscheint unverwechselbar.
Die Melodik hört man unter vielen als besonders heraus. Andreas Altmann ist ein Dichter, der mit allen Sinnen sieht.«
Sächsische Zeitung (Karin Grossmann)
»Die Natur und ihre geistige Dimension sind für Altmann durchgehend von besonderer Relevanz ... Altmann ist es gelungen, das poetische Eigenleben seiner Gedichte zu intensivieren, indem er ihnen Rahmen und Ausrichtung gab und ältere in neuen spiegelte.
Ostragehege (Heinz Weissflog)
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für immer
als der baum in den blättern verschwand,
gab es nichts mehr zu sagen.
die zimmer wuschen sich an hellen wänden.
der staub schrieb namen auseinander,
die sich im winter noch verschwiegen.
immer das aufbäumen der zweige, hast du gesagt
und den strauß in der vase verblühen lassen.
die reisen begannen an den fingern
wieder tiefer zu werden
und orte liefen unter schritten augen weiter.
wir gewöhnten uns an briefe,
die wir erwarteten und an stimmen,
die gleich klangen. nur die sätze sprachen sich aus.
dein haar wurde länger und länger wie ich
es fallen ließ aus der hand in den schoß
deiner lippen.
Aus: Art der Betrachtung. Kapitel Liebe.
Zuerst erschienen in dem Band: die verlegung des zimmers.
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