Die Welt bedeckt ein Schwarm von Dörfern.
Hans Thills Reise führt von Dorf zu Dorf, und es tritt Überraschendes zutage: Bescheidenheit in der Anlage, Kühnheit in der Imagination, grassierende Großmannsverachtung und Metropolenskepsis, die wie weiland Georg Büchner ausrufen möchte: Friede den Hütten!
In der Folge entsteht eine Geografie der inneren Landkarten, die insgesamt einer Phänomenologie aller denkbaren der Dörfer nahekommt, philosophisch wie ein Stapel gefällter Baumstämme.
»Da ist also ein Dichter mit überaus überraschenden Bildfindungen und Verwandlungsstrategien, der immer wieder sich und uns zuruft: Bitte schön unregelmäßig schreiben!«
Michael Braun
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Das nächste Dorf, nimms als das Foto von einem anderen Dorf. Oder, besser: Nimms als das letzte seiner Art. Aus lauter Welt ist es gemacht, es liegt auf seinem Territorium und streckt sich in die Dimensionen. Wir hätten es beinahe vergessen, dabei ist es aus festem Stein gebaut. Gut, schon mit einem BISSCHEN GERÖLL. Seine Dächer glänzen in der Sonne wie früher ein Familienbild, wo sich die Ungleichen unter die Gleichen mischen. Sonst ist das Dorf ganz bei sich, es brauchte nicht einmal Bewohner, obwohl es sie gibt. Nicht immer rennen sie so durcheinander. Was sagt die Henne angesichts eines Omeletts? Häufig sitzen sie artig in den Hütten und spielen sieben Geißlein. Häufig erschrecken sie, wenn man mal was sagt.
Aus: Neue Dörfer
»Dorf, ursprünglich hiesz es wol so viel als zusammenkunft geringer leute auf freiem feld.«
Grimm, Deutsches Wörterbuch
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