Hinter der Fassade des Alltags
Katharina Bendixens vierter Prosaband führt uns in die Welt des Alltags und durchbricht diese souverän mit Sprachbildern, die surrealen Kontexten entnommen sind.
»Ich bin froh, dass man mir im Husky Outdoor Shop eine Chance gegeben hat.« Bereits der erste Satz der titelgebenden Erzählung steckt das Revier ab, in dem sich Katharina Bendixen mit ihrem neuen Erzählband bewegt.
Eröffnet wird eine Welt, die unendlich vertraut erscheint und in der die Figuren dennoch nicht heimisch werden. Denn hinter der Fassade des Alltags tun sich Abgründe auf: Ein weißer Fuchs schaut aus dem Spiegel, Herzen bestehen im wahrsten Sinne aus Eis, und das Haustier aus einem dunklen Käfigwinkel wird zu einem Fabelwesen, das seiner Besitzerin ein goldenes Ei beschert. Diese Abgründe konsequent und mit höchster Genauigkeit herauszuarbeiten, ist die Kunst, die Katharina Bendixen meisterlich beherrscht.
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»Nachdem wir aufgelegt haben, schaue ich schon wieder in den Spiegel. Nicht zum ersten Mal denke ich, dass ich in Wirklichkeit die andere bin. Ich denke, das hier – meine Wohnung, dieses Telefonat, der Husky –, das alles muss ein Anfall sein, ein Anfall, der nicht enden will, und das richtige Leben ist auf der anderen Seite, dort, wo meine Glieder zucken und ich schreie oder heule oder vier Sprachen beherrsche, oder was immer ich dort tue.«
Aus: Mein weißer Fuchs
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