Foto: Daniel Hengst
Tom Schulz wurde 1970 in Großröhrsdorf geboren und wuchs in Ostberlin auf. Er arbeitet als Autor, Herausgeber und Dozent für Kreatives Schreiben an der Universität Köln und leitete unter anderem die Lyrikworkshops open poems am heutigen Haus für Poesie. 2022 erhielt er das H. C. Artmann-Stipendium in Salzburg und war 2019 Stadtschreiber von Erfurt.
Zu seinen letzten Lyrik-Veröffentlichungen gehören: Die Verlegung der Stolpersteine (2017) und Reisewarnung für Länder Meere Eisberge (2019). Er lebt in Berlin und Italien.
Im Januar 2024 erscheint im poetenladen Verlag sein Gedichtband Die Erde hebt uns auf.
»Die Lyrik von Tom Schulz kündigt die Übereinkunft, wie Welt zu denken ist und was wir unter Wirklichkeit zu verstehen haben, locker auf.« | Österreichischer Rundfunk
|
Die Erde wird Eigentümer unserer Unternehmen.
Was wir aus ihr holen, was wir anbauen, opfern
wir nicht länger den Göttern. Konzerne sind keine
Sterne, Gewinnzonen verrinnen. Einmal wollen
wir alle auch arm sein, keinen Zehnten geben.
Teilhabe von Biene und Wabe, Wachs – und die
Königin? Wer tauscht die Anteile ein, wer pumpt
das Abgeschöpfte zurück? Spricht ein Mensch.
Kauft Zahnbürsten aus Bambus, spendet der Erde
eine Gießkanne voll Wasser. Wie weiter?
Noch ein Gedicht, das nicht staunt wie ein Kind.
Wir gehören Bruchsteinen, Wasser, dem Wind.
Schon ziehen Geckos ein in den Saal mit den Meister-
Werken. Eine Schaufel Sand, um uns zu krönen.
Und die Tiere erreichen die Supermarkt-Arche.
Aus: Die Erde hebt uns auf
|